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MUS-E® International
Quelle: International Yehudi Menuhin Foundation
Alleinstellungsmerkmal für das kulturelle Bildungsprogramm MUS-E® ist das internationale Netzwerk, gesteuert durch die International Yehudi Menuhin Foundation (IYMF) in Brüssel. In 9 europäischen Ländern und in Israel ist MUS-E®seit Jahren zu Hause. Einmal im Jahr trifft sich das internationale Kommitee (ICC) mit Vertretern aus allen MUS-E® Ländern, um den Austausch und Zusammenhalt über die Ländergrenzen hinweg aufrechtzuerhalten und auszubauen. Darüber hinaus nimmt unser Verein an internationalen Projekten teil, in dem sich MUS-E®Künstler*innen, Koordinator*innen, Lehrer*innen und Schulleiter*innen gegenseitig fortbilden, gemeinsame pädagogische Methoden entwickeln und Ziele herausarbeiten.
MUS-E® Länder 2020:
Belgien: mus-e.be / Deutschland: mus-e.de / Ungarn: mus-e.hu / Italien: mus-e.it / Kosovo: yeu-international / Fürstentum Liechtenstein: mus-e.ch / Portugal / Spanien: fundacionyehudimenuhin.org / Schweiz: mus-e.ch / Israel
MUS-E® und Erasmus+
Arte por la Convivencia
November 2017 – April 2020
Erneut nahm MUS-E® Deutschland e.V. an einem von Erasmus+ geförderten internationalen Austausch-Projekt teil. Das Projekt Arte por la Convivencia fand von November 2017 bis April 2020 in sechs Ländern Europas und der Schweiz statt und wurde im Rahmen von Erasmus+, einem Förderprogramm der Europäischen Union, gefördert. Dieses Mal lag der Schwerpunkt bei der Fortbildung der Lehrer*innen und der Einbindung der Eltern. Jedes Land wählte eine Schule in einer Stadt aus, die als Gastgeber fungierte. Im Rahmen unserer Mitwirkung am Erasmus+ Projekt „Arte por la Convivencia“ wurde an zwei Berliner Grundschulen in zwei Klassen drei Jahre getanzt, Theater gespielt und abschließend je ein Theaterstück, ein Tanz-Theater und zwei Kurzvideofilme erarbeitet. Die Kinder begaben sich in ihren jeweiligen Klassen und verschiedenen Schulen auf die Spuren ihrer eigenen „Heimat“ und versuchten Antworten auf viele Fragen zu finden, wie zum Beispiel solche: „Was ist das Fremde?“, „Was ist meine Geschichte, oder welche Geschichte möchte ich erzählen?“
So führte beispielsweise MUS-E® Künstler Rubén González Escudero an der Carl-Kraemer-Grundschule in Berlin ein Visual-Arts-Projekt durch. Im Fokus standen das Schreiben von Geschichten, das Herstellen von phantasievollen Masken und die Zusammenführung derselben in einem Trickvideo mithilfe von Stop-Motion-Technik und Green Screens. Einblicke in das Entstehen und erste beeindruckende Ergebnisse können Sie sich hier anschauen. Auch an der Kurt-Tucholsky-Grundschule fand ein entsprechendes Theaterprojekt mit der Theaterpädagogin Helen de Bie statt. Hier wurden im Laufe der Monate gemeinsamer Theaterarbeit Geschichten umgeschrieben und auf die Alltagssituation der Kinder angepasst oder völlig frei Choreografien entwickelt, in denen jedes Kind seinen Platz fand. Immer war das Ende offen, die Kinder konnten sich und ihre Kreativität frei entfalten. Mehr dazu erfahren Sie auf der Projektseite der Kurt-Tucholsky-Grundschule.
Die Kinder der MUS-E® Klassen in Berlin erfuhren über die ästhetischen Erfahrungen viel Neues über sich und ihre Umwelt. Hier einige O-Töne aus den MUS-E® Sessions:
„MUS-E® hat mir gebracht, kreativ zu sein.“
„Ich habe gelernt, dass man sich beim Theaterspielen nicht aufgeregt fühlen muss. Ich habe gelernt, Theater zu spielen und zu tanzen.“
„Ich habe gelernt, dass man als Team besser arbeiten kann.
Zusammen
macht es mehr Spaß.“
Auch der Austausch zwischen je zwei Klassen verschiedener Länder war Teil des Projekts, wobei dies nicht immer ganz einfach zu realisieren war. Die Künstlerin Kokomini Nemesi beschrieb diesen Prozess so: „Dieses Jahr ist eine Klasse in Italien in Partnerschaft mit der Klasse der Kurt-Tucholsky-Grundschule. Der Künstler, der die Klasse in Italien leitet, kommt aus der Richtung Bildende Kunst und Musik. Während des Ländertreffens im März in Berlin erarbeiteten wir unseren gemeinsamen Austausch.
Er sendete mir Lieder zu, die die Kinder in Italien gemeinsam geschrieben, erarbeitet und aufgenommen haben. Die Schüler*innen meiner Klasse haben sich die Lieder angehört und ein Lied ausgesucht, zu dem sie dann in kleinen Gruppen Tänze erarbeitet haben. Ich nahm es auf und schickte es wieder nach Italien, wo sich die dortige Klasse die Aufnahme anschaute.“ (Kokomini Nemesi, Masterkonzept, Seite 2, Berlin, 8. Juni 2019)
Die Ländertreffen im Rahmen des Projekts „Arte por la Convivencia“ waren eine besondere Quelle der Inspiration für die Arbeit aller Akteur*innen. Auch beim letzten Treffen im portugiesischen Évora konnten unsere MUS-E® Partner*innen aus Berlin wieder Teil eines großartigen Schaffensprozesses werden, tolle Künstler*innen und deren Arbeit sehen und erneut viele wichtige Impulse für die eigene Arbeit und damit die musisch-ästhetische Entwicklung der Kinder mitnehmen.
Insgesamt wurden dank des Erasmus+ Projekts nicht nur weit über 80 MUS-E® Workshops mit Schulkindern durchgeführt, sondern auch mehrtägige Netzwerktreffen in sieben Ländern abgehalten. So konnten sich in Spanien, der Schweiz, Ungarn, Portugal, Belgien und in Berlin Künstler*innen, Lehrer*innen, Projektkoordinator*innen und viele andere Professionen zu Methoden der kulturellen Bildung in der Grundschule und Möglichkeiten der Kooperationen von Schule mit außerschulischen Institutionen im Kunstbereich austauschen und vernetzen. Diese Treffen hatten bei allen teilnehmenden Lehrkräften eine besonders intensive Wirkung, öffneten den Blick für neue Ideen und sorgten auch manches Mal für Erleichterung, wenn das Fremde sich als doch nicht so fremd herausstellte. Schule bleibt immer irgendwie auch Schule, doch in vielen Gesprächen wurde auch Gemeinsames entdeckt und Lösungsmöglichkeiten für Alltagsprobleme gefunden. Es war spannend zu hören und zu sehen, wie verschiedene Schulstrukturen in Turin, Budapest, Velilla de San Antonio oder Évora aussehen und welche Kunstformen dort die Kinder auf welche Weisen ausprobieren können.
Pauline Koch konnte als Lehrerin einer ersten Klasse ein Ländertreffen in Portugal besuchen und hat ihre Eindrücke so zusammengefasst: „Eine besondere Quelle der Inspiration für die eigene Arbeit stellen neben den Gesprächen in Lehrer*innen-Künstler*innen-Teams vor Ort die Treffen mit anderen MUS-E® Partner*innen dar.“
Svenja Kyncl, Lehrerin an der Carl-Kraemer-Grundschule, äußerte sich nach der Reise zum Projektabschlusstreffen kurz und knapp: „Das Projekt ist super, und ich wünschte, es würde niemals enden. Es ist ein ausgezeichnetes Programm für die Kinder.“
Auch Christiane Schick, ehemalige Lehrerin an der Kurt-Tucholsky-Grundschule Berlin, fasste ihre Eindrücke mit MUS-E® wie folgt zusammen: „MUS-E® war ein Stück harte Arbeit, anstrengend und aufregend. Es hat die Kinder abgeholt, mitgenommen und woanders hingebracht. Ein nie zu vergessender Prozess in der Grundschule.“
Die Wirkung, die solch ein länderübergreifendes Projekt entfalten kann, lässt sich in etwa so beschreiben: Kulturelle Bildung, eingebettet in einen thematischen Rahmen, zusammen mit dem MUS-E® Programm fördert das Kennenlernen, den Zusammenhalt, bringt Talente zutage, die vorher nicht gesehen wurden, lässt Kinder mutiger und selbstbewusster werden, entfaltet kreatives Potential und ermöglicht es, über „den eigenen Tellerrand“ und Ländergrenzen hinauszublicken. Arte por la Convivencia hat uns tiefer eintauchen lassen in das europäische MUS-E® Netzwerk, einem Netzwerk mit vielen sehr engagierten und kreativen Menschen. Es ermöglichte uns allen, andere und manchmal neue Methoden kultureller Bildung, ihre Umsetzung im schulischen Kontext und deren Wirkungsentfaltung kennenzulernen. Der Projekttitel bedeutet auf Deutsch: „Die Kunst des Zusammenlebens“ und hat uns gezeigt, dass durch tieferes Verstehen des uns vermeintlich Fremden mittels Kunst ein friedliches Miteinander möglich ist. Diese Resonanz mit den vielen positiven Erfahrungen an verschiedenen Orten innerhalb von Arte por la Convivencia hat uns allen neue Perspektiven aufgezeigt.
Hier
geht’s zur internationalen Website des
Projekts:
erasmusplus-arteporlaconvivencia.eu
1. Ländertreffen Erasmus+
April 2018 – Helen de Bie, Künstlerin an der K.T.-Grundschule in Berlin Moabit berichtet:
Vom 19. bis 21. April 2018 fand in Velilla de San Antonio ein Netzwerktreffen von MUS-E® Künstler*innen, Lehrer*innen und Koordinator*innen statt.
Velilla de San Antonio ist ein Außenbezirk von Madrid. An dem Treffen nahmen Mitarbeiter*innen von MUS-E® Projekten aus sieben europäischen Ländern teil, die innerhalb von MUS-E® widerum in dem Projekt Arte por la Convivencia vernetzt sind.
Bulgarien, Portugal, Italien, die Schweiz, Belgien, Deutschland und Spanien waren anwesend.
In den zwei intensiven Tagen haben wir einen tiefen Einblick bekommen, wie die Projekte in Spanien gestaltet sind, wie Kunst und Kultur in der Gesellschaft verankert sind und welche Wertschätzung kulturpädagogische Projekte in Velilla de San Antonio erfahren. Und natürlich war es sehr spannend zu erfahren, wie in den anderen Ländern gearbeitet wird.
Wir wurden mit sehr viel Wärme und Respekt von Bürgermeisterin, Schulleiter*innen und Künslter*innen empfangen und durften auf verschiedensten Ebenen in die Arbeit „reinschnuppern“. So haben wir Workshops besucht, eine Ausstellung, Theatervorstellungen und Konzerte von Kindern und Jugendlichen, haben in den Schulen in der Mensa gegessen und auf dem Schulhof Pause gemacht. Und in den Pausen konnten wir mit Künstler*innen und Lehrer*innen aus vielen Ländern sprechen und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen. Es war hochinteressant und sehr bereichernd.
Zurück in Berlin sind wir immer noch erstaunt darüber, wie viel Wertschätzung die kunstpädagogische Arbeit zumindest in Velilla de San Antonio erfährt. Kunst wird dort als gängiges „Heilmittel“ eingesetzt, wenn Kinder in der Schule verhaltensauffällig werden. Wird ein Kind für eine Zeit aus der Schule ausgeschlossen, kann es an der Kunst-Schule in Velilla de San Antonio ein Projekt durchlaufen, in dem es lernt, sich in die Gruppe zu integrieren.
Gleichzeitig haben wir die praktische Arbeit dort als etwas traditioneller empfunden. Theater basiert oft auf der Erarbeitung von Texten. An unseren MUS-E® Schulen Berlin wird mit Kindern meistens an der Entfaltung von kreativen Potentialen und der Reflexion eigener Denk- und Handlungsmuster. gearbeitet So entsteht beispielsweise ein Theaterstück aus Improvisationen zu einem Thema oder einer Geschichte. Den Kindern werden Methoden an die Hand gegeben, selbst das auszudrücken, was sie in sich haben.
Im Jahr 2018 fand außerdem ein künstlerischer Austausch zwischen unserem Projekt an der Kurt-Tucholsky-Grundschule in Berlin und einer Grundschule in Portugal statt. Es wurden Postkarten verschickt, Bilder, Tonmaterial und Informationen ausgetauscht und damit gegenseitig die Prozesse mitgestaltet.
MUS-E® und META
META: Minorities Education Through Art
Das META-Projekt „Minderheitenbildung durch Kunst“ basiert auf der Idee, dass Kunst Motivation, Konzentration, Vertrauen, Teamarbeit, kognitive Fähigkeiten, kritisches Denken, verbale Fertigkeiten der Schüler*innen neben anderen Schlüsselkompetenzen verbessert. Mit anderen Worten ist der Einsatz von Kunst im Unterricht eng an die Lernerfolge der Schüler*innen, ihre soziale und emotionale Entwicklung, bürgerschaftliches Engagement, gerechte Möglichkeiten der Integration nicht nur im Unterricht, sondern in der Gesellschaft als Ganzes, geknüpft. Erfahren Sie mehr auf der Website von META: meta-project.eu/
Kooperationspartner*innen:
International Yehudi Menuhin Foundation (IYMF), Fondazione Nazionale Carlo Collodi, University of Firenze, Department of Education and Psychology, Stiftung Pfefferwerk, ERIO European Roma Information Network, MUS-E®Deutschland e.V.
Einblicke in das Berliner MUS-E® Projekt an der Carl-Kraemer-Grundschule
META-Piloting in Berlin und Brüssel
Der offizielle Auftakt des META-Pilotphase fand am 12. Januar 2016 in Berlin an der Carl-Kraemer-Schule statt. Die ganztägige Veranstaltung für alle beteiligten Lehrer*innen und Künstler*innen wurde von Andor Timar, dem Präsidenten von MUS-E® Ungarn, geleitet. Hier wurden noch einmal intensiv das MUS-E® Programm und das META-Projekt vorgestellt. Dieser Auftakt unterstützte auch das gegenseitige Kennenlernen der beiden Grundschulen, die als Pilotschulen für MUS-E® Berlin ausgewählt wurden: die Carl-Krämer-Grundschule und die Kurt-Tucholsky-Grunschule. Insbesondere erhielten die die Künstler*innen einen inhaltlichen Einblick in die geplante Evaluation der Pilotphase.
Im Rahmen des META-Piloting konnten eine Lehrerin und eine Schulleitung (Carl-Kraemer-Schule) an einem mehrtägigen Training vom 23. bis 25. November 2016 in Brüssel teilnehmen. Während des Trainings konnten die beiden Lehrerinnen zusammen mit der regionalen Koordinatorin für MUS-E® in Berlin das Netzwerk von MUS-E® International kennenlernen. Im Training wurden die Ziele und Inhalte der META-Pilotphase vermittelt. Dieser gemeinsame Austausch in Brüssel hat wesentlich dazu beigetragen, den Lehrer*innen die Ziele des MUS-E® Programms und des META-Pilotings zu verdeutlichen und die Motivation gefördert, sich für das kulturelle Bildungsprogramm an der eigenen Schule einzusetzen. Der fachliche Austausch auch mit den anwesenden Künstler*innen aus Italien, Spanien und Belgien hat die eigene Sichtweise der Lehrer*innen erweitert und bereichert.